Frauen & Computer

Frauen und Computer
Frauen und Computer

Berufliche Perspektiven von Frauen und Mädchen in schwieriger Arbeitsmarktlage

Vortrag zum Thema „PC / Internet und IT-Berufe für Frauen“, gehalten beim AKF-Frühschoppen am 16.09.2005 in den Räumen des forumF IT-Kompetenzzentrums in Köln Nippes.

Zunächst einmal möchte ich Sie alle hier ganz herzliche begrüßen. Ich freue mich riesig, dass Sie den Weg in diesen Vorort mit dem lächerlichen Namen gefunden haben, der übrigens nur vier U-Bahn-Stationen vom Hauptbahnhof und keine 500 Meter von der Innenstandgrenze entfernt ist. Das Zentrum ist für Sie gemacht und ich hoffe, Sie fühlen sich hier wohl.

Das IT-Kompetenzzentrum ist nämlich eins der Ergebnisse des ersten Nippeser Frauenparlamentes am 8. März 1999, bei dem Räume gefordert wurden, wo Frauen einander begegnen können und adäquate Weiterbildungsmöglichkeiten insbesondere im Technikbereich vorfinden. – O.k. hatte ich gesagt, lasst es uns anpacken und trotz „Backslash“ für die Sache der Frauen einen solchen Ort für Köln schaffen.

Rückenwind gaben mir meine Weiterbildung und meine Erfahrung als Sozialmanagerin, meine politische und Vereinserfahrung, meine Erfahrung als Telearbeiterin via Internet und meine Anbindung an die damals frisch im Entstehen begriffenen deutschen Webgrrls, die ja nun schon längst Verein und auf Kölner Ebene Mitglied im AKF sind. Rückenwind gab es allerdings auch durch den damaligen Boom in der IT-Branche und die aufgeregten Rufe nach mehr IT-Fachkräften. Als dann die Rede von „Kinder statt Inder“ war, war es nicht schwer, mit dem inzwischen gegründeten Trägerverein Nippeser FrauenForum e.V. Stadt und Land Partei übergreifend davon zu überzeugen, dass ein „Frauenzentrum Neue Technologen“ absolut wichtig und richtig ist. So konnte hier in diesem Raum am 14.10.2001 der Grundstein gelegt und am 17.07.2002 eröffnet werden.

Aber – wie das so ist – als wir nun endlich die ersten beiden parallelen Qualifizierungsprogramme für Frauen zusammen mit dem Arbeitsamt durchführten, war die IT-Blase schon fast geplatzt, und wenig später wurden IT-Fachkräfte freigesetzt, zuvorderst die Quer-Eingestiegenen, gerne auch die Frauen. Denn: Frauen in Männerberufen oder Männerpositionen haben es in Deutschland nach wie vor erheblich schwerer, interessanter Weise aber nicht nur bei den Männern – dagegen kann Frau oft noch etwas machen –, sondern auch bei den anderen Frauen!

Im Umgang mit männlicher Skepsis hat frau viele Möglichkeiten, besonders wirkungsvoll hat sich für mich z.B in der ebenfalls immer noch sehr männlich geprägten Politik erwiesen, wenn es nötig ist, gelegentlich auf männliche Spielregeln umzuschalten, also keine sensiblen Andeutungen mehr, keine freundlich-höflich-sanftmütigen Reaktionen, sondern dem Body-Check oder Kräftemessen auf der gleichen Ebene begegnen und zukünftigen Versuchen dieser Art ein für alle Male ein „P“ vorsetzen. Die Programmiererinnen und weiblichen IT-Fachkräfte, die im Job erfolgreich sind, haben das gelernt. Oft ist es ihnen auch gar nicht mehr bewusst.

Weibliche Vorbilder im IT-Bereich

Viel schwieriger ist es, Frauen, die sich selbst nichts im Technikbereich zutrauen (weil sie Frauen sind), Frauen als Vorbilder zu präsentieren, besonders, wenn es auch noch in einem Frauenunternehmen geschieht. Dies war unser Ansatz mit dem Frauenzentrum Neue Technologien gewesen und war es noch kürzlich in der einen oder anderen Qualifizierungsmaßnahme in geförderten Frauenprojekten anderer Träger. Gemeinsam haben wir die Erfahrung gemacht, dass die Teilnehmerinnen die Kompetenz ihrer Dozentinnen im IT-Bereich so lange anzweifeln, bis ihnen in ihrem Praktikum – im betrieblichen Alltag – bewiesen wird, dass die Dozentin Recht hatte. Ist eigentlich pervers, aber es nützt nichts, sich eine andere Wirklichkeit so sehr zu wünschen, dass der Blick für die Realität verstellt ist. Natürlich gibt es Frauen, die von sich aus wissen, dass sie selbstverständlich ebenso wie Männer einen Sinn für Technik entwickeln können, oder aber auch nicht, denn nicht alle Männer haben wirklich einen Sinn für Technik. Aber Frauen, die immer noch daran zweifeln, dass Frauen und Technik zusammen gehen können, brauchen im Grunde weibliche Vorbilder, die von männlichen Fachkräften sichtbar anerkannt sind. Das forumF IT-Kompetenzzentrum wird daher seinen IT-Bereich für Männer öffnen, die sich dem Ziel des Hauses verschrieben haben, Mädchen und Frauen beruflich zu fördern.

Welche Chancen haben denn nun Frauen aktuell in IT-Berufen?

Im Grunde nach wie vor genauso gute, wie vor einigen Jahren. Allerdings – und das gilt ja nun ebenso auch für Männer – wenn sie eine Ausbildung oder ein Studium in diesem Bereich absolviert haben. Denn nach wie vor wünscht sich die Wirtschaft vermehrt Frauen an der Schnittstelle Mensch – Technik, es tritt nämlich immer deutlicher zu Tage, dass mit Technikverliebtheit alleine keine Produkte verkauft werden können und: dass die Mehrheit der Käuferinnen privat wie beruflich weiblich ist.

Wenn nun also mehr Frauen an der Gestaltung der Technik mitwirken, kommt diese den weiblichen Käuferinnen und Anwenderinnen nicht mehr so fremd vor und sie wird irgendwann genauso selbstverständlich in den beruflichen und privaten Alltag integriert wie die Waschmaschine.

Dass die Wirtschaft definitiv ein Interesse an Frauen in IT-Berufen hat, können wir auch erkennen an Initiativen wie „idee_IT“ – mit dem Ziel, den Anteil von ca. 13 % weiblicher Auszubildender in den IT-Berufen erheblich zu erhöhen, wie die Initiative „be.it“ – mit dem Ziel den Anteil an Studentinnen der Informatik von derzeit 17 % im Erstsemester signifikant zu steigern und nicht zuletzt auch am „Girls’Day“, der neben IT-Berufen auch andere männerdominierte Berufe in den Blick nimmt.

Diese Initiativen werden nicht nur von der Bundesregierung, der Arbeitsagentur und dem DGB getragen, sondern auch vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) und dem Zentralverband des deutschen Handwerks.

Aber gemessen an der Nutzungshäufigkeit von IT-Technologien in Beruf und Alltag heutzutage, ist natürlich der Anteil an Technikgestalterinnen und Technikgestaltern eher gering. Denn schon im Jahr 2000 nutzen 50 % der Erwerbstätigen einen PC am Arbeitsplatz und aktuell haben mehr als 50% aller Haushalte einen Internetzugang (mit einem PC dabei). Von den Männern sind 69 % online, bei den Frauen sind das etwas mehr als 53 %. Insgesamt ist die Internetnutzung immer noch eine Sache der jüngeren und der gebildeteren Leute.

Digitale Chancen nutzen!

Das ist schade, denn die Geschwindigkeit, mit der über das Internet heute kommuniziert, Informationen beschafft und eine Vielzahl von Dienstleistungen abgewickelt werden kann und wird, spottet jeglicher Beschreibung. So stünde ich heute nicht hier, wenn ich nicht im Internet eine Pressemitteilung des Landes NRW gefunden hätte, die mich auf die Förderrichtlinie gebracht hätte, aus der letztendlich der Umbau und die Erstausstattung dieser ehemaligen Druckerei in dieses Bildungs- und Tagungszentrum bezuschusst worden ist. Mein Onkel in Amerika konnte über das Internet mit einem Deutschen auf Helgoland Schach spielen und hatte seine helle Freude daran. So gibt es eine Vielzahl von Vorteilen, welche der Online-Zugang bietet.

Das Internet ist jedoch nicht das Paradies, sondern ein Abbild unserer Welt, mit guten Seiten und schlechten Seiten. Deshalb gehören Virenschutz und Firewall unbedingt immer dazu. Der Rechner braucht ständige Pflege, ebenso wie ein Auto, das ohne Ölwechsel und Wartung auf Dauer nicht funktioniert, nur mit dem Unterschied, dass wir den Rechner deshalb nicht gleich in die Werkstatt bringen müssen. Mit ein bisschen Medienkompetenz können wir das unmittelbar am Schreibtisch mit erledigen. Und – wer hätte das gedacht? – wenn wir mal nicht weiter wissen, fragen wir das Internet. Google hat fast immer eine Antwort und bei Wikipedia gibt es oft gute Artikel.

Ich hoffe, ich habe Sie nun vom Internet begeistern können, denn wenn Sie aktuell noch nicht damit umgehen können und Berufseinsteigerin oder erwerbslos sind und ins Büro wollen, dann sollten Sie sich schleunigst damit vertraut machen, denn: 50 % der Erwerbstätigen nutzten im Jahr 2000 den PC am Arbeitsplatz und ich kenne keinen Büroarbeitsplatz ohne PC.

Selbstverständlich können Sie das alles auch hier im IT-Kompetenzzentrum lernen, denn mit dem Europäischen Computerführerschein bieten wir eine flexible Qualifizierung, die außerdem noch international anerkannt ist. Mit dem Selbstlernzentrum, wo der Unterricht durch Lernsoftware gegeben wird, sind Sie zeitlich, inhaltlich und vom Tempo her unabhängig und haben gleichzeitig noch eine persönliche, pädagogische Begleitung, die dafür sorgt, dass der Lernprozess nicht abreißt, auch wenn Ihnen mal etwas anderes dazwischen kommt.

Daneben bauen wir zur Zeit übrigens eine offene Computerwerkstatt auf, wo alle Leute hinkommen können, die gerade ein Problem mit ihrem Computer haben. Sie zahlen nur die Hälfte des üblichen Dozentinnenhonorars, denn sie lösen ihre Probleme selbst – natürlich mit fachlicher Anleitung.

Unser Motto ist nämlich: Macht Euch die Technik untertan!

Warum haben wir denn eine strukturelle Arbeitslosigkeit? Weil Männer etwas gegen Routinearbeit haben. Wir Frauen wissen ganz genau, dass bestimmte Aufgaben immer und immer wieder und immer wieder gleich zu erledigen sind, die sogenannten reproduktiven Tätigkeiten. Alles andere lässt sich mehr und mehr durch Technik erledigen, und diese Technik ist schon lange nicht nur Mechanik wie im Zeitalter der Industrialisierung, sondern digitalisiert. Die Geschwindigkeit, mit der heute die Daten um die Welt geschossen werden, ist ein wesentlicher Faktor der Globalisierung.

Wenn es nun also so ist, dass uns der Computer tatsächlich die Arbeit weg nimmt, z.B. bei den Banken durch das Online-Banking und die Kundenautomaten, dann müssen wir diesen Computer auch selbst dazu einsetzen, dass er uns unser Leben erleichtert und um eine ortsunabhängige Dimension der Kommunikation erweitert. Es kann ja nicht angehen, dass wir nur die negativen Folgen der Informationsgesellschaft tragen, wir müssen sehen, dass wir auch an ihrem Nutzen teilhaben können.

In diesem Sinne, ran an den Computer, beruflich oder privat, alt oder jung, es macht Spaß, es erweitert den Horizont und: das Ding gehorcht!!