
Inhalt:
Der (Quer-)Einstieg von Frauen in die Internet-Branche
Impulsvortrag gehalten im Rahmen des zweitägigen Fachkongresses „Job-Chance-Internet. Frauen gestalten Zukunft“ am 1. und 2. Februar 2007, Bremen. Thema der Veranstaltung war die Frage, wie die positive wirtschaftliche Entwicklung rund ums Internet in Deutschland und weltweit erfolgreich für mehr Arbeitsmarktchancen von Frauen genutzt werden kann.
Der Kongress konnte live im Internet verfolgt werden und es wurden Chats mit Referentinnen eingerichtet. Die Themen der Zukunftsforen konnten später noch bei brigitte.de weiter diskutiert werden. Hier sind
- das Programm: Job-Chance-Internet Programm, pdf-Datei, 236 KB,
- und die Dokumentation: Job-Chance-Internet Dokumentation, pdf-Datei, 1,6 MB
Dr. Marita Alami wirkte für das forumF an einem der Zukunftsforen als Expertin zum Thema „Der (Quer-)Einstieg von Frauen in die Internet-Branche“ mit. Hier ist der Impulsvortrag:
Wunsch und Wirklichkeit – Gibt es pragmatische Ansätze?
Das Wachstum der Internet-Branche spielt sich vor allem in den Bereichen
– Marketing und
– Handel ab. Dabei kommen
– Text und
– Design zum Einsatz.
Vier Gebiete, auf denen sich Frauen traditionell sicher fühlen. Gute Chancen also bei der entsprechenden Technik-Affinität. Wie sieht es damit bei Mädchen und Frauen aus? Was ist zu tun?
Rollenstereotype beherrschen den Markt
Die These ist: Weder Frauen noch Männer trauen in Deutschland dem weiblichen Geschlecht ernstzunehmende Technik-Affinität und daraus resultierende Technik-Kompetenz zu. Dafür sprechen die folgenden Phänomene:
Anteil von Frauen im IT-Bereich
Der Anteil von Frauen stagniert auf niedrigem Niveau in IT-Projektbörsen und IT-Studiengängen, sinkt in den letzten Jahren kontinuierlich in den IT-Ausbildungsberufen und sinkt in den sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen in der IT-Branche.
IT-Qualifizierungen für Frauen sind out
Der Rückenwind für hochwertige IT-Qualifizierungen für Frauen währte nicht lange und verebbte mit dem Platzen der IT-Blase, obwohl der IT-Fachkräftemangel bis heute nicht behoben ist. Die mit öffentlichen und privaten Mitteln heran gebildeten Quereinsteiger und -innen wurden, wenn sie weiblich waren, als erstes wieder entlassen. So beträgt der Anteil von Frauen an den Programmierern und -innen nur 19%, obwohl es ursprünglich ein Frauenberuf war.
Die Stereotypen
- Männer trauen Frauen nicht selbstverständlich Technik-Kompetenz zu.
- Frauen trauen anderen Frauen keine Technik-Kompetenz zu, wenn sie sich diese nicht selbst zutrauen.
- Frauen, die sich für Technik interessieren, setzen sich in den Augen der Mehrheit ihrer Mitmenschen über ihre angestammte Geschlechtsidentität hinweg, mit allen Konsequenzen, die dies beruflich wie privat nach sich ziehen kann.

bei Job – Chance – Internet 2007
Dies ist aber auch ein Allgemeinplatz, den jede und jeder Entscheidungstragende aus Politik und Wirtschaft sofort bestätigt.
Nur, dadurch ändert sich nichts!
Warum nur sind wir an diesem Punkt so schwerfällig?
Pragmatische Ansätze
Bleibt uns also nur übrig, pragmatisch zu sein und an den Geschlechtsrollen-Stereotypen zum Nutzen der Frauen anzusetzen?
Sollten wir Frauen in den Bereichen
– Marketing
– Handel
– Text und
– Design
als Schülerinnen, Auszubildende, Studentinnen, Berufsrückkehrerinnen und Gründerinnen INTENSIV auf die Chancen, welche das Internet ihnen bietet, aufmerksam machen?
Können sie dann auf der Grundlage von solchen Fachkompetenzen, die bei Frauen nicht in Zweifel gezogen werden, leichter in die Branche „quer“ einsteigen?
Wie gehen wir dann mit dem Technik-Mythos um, der dem Wort ‚Internet’ immer noch anhaftet, obwohl es sich doch oft schon so einfach nutzen lässt wie eine Waschmaschine?
Welche Hilfestellungen werden benötigt?
Schlussendlich werden Mädchen und Frauen dann doch nicht darum herum kommen, sich wenigstens in groben Zügen mit den technischen Gegebenheiten des Internets auseinander zu setzen. Wer hilft Ihnen dann?
– Online-Communities wie www.technixen.net
– Berufsverbände wie www.webgrrls.de
– Spezielle Qualifizierungsangebote im Kontext von Ausbildung / Studium?
– Spezielle Weiterbildungsangebote?
Und nicht zuletzt:
Wie können die bestehenden Frauen-Technik-Initiativen gestützt und gestärkt werden?